Mittwoch, 5. Juni 2013

Auf der Straße bei Vollmond.


Welch schöne Nacht erstreckt sich mir vor Aug‘ und Geist! Zu wandeln im Sternenglanze, fast duftet’s nach Freiheit. Währte sie denn über mir? Hernieder drückt sie mich – keinen Fuß, bin ich imstande, nach vorn zu setzen, auf dem Bergpass des Erkennens! Ich fühle zu fallen, weiter talwärts.  - Elend!

Der Mensch – liefe er nicht, so kroch er schon seit Äonen. Ist’s Leben doch eine Rückgratwand’rung! Aufrecht seine Haltung? Schon lang währt sie nicht mehr so. Er dächt, er sei ohn‘ Augenlicht, und tastet immerfort im Drecke, bloß nicht zu stürzen in Schluchten der Ungewissheit – des Moments! Weiß er nicht um seine Lider? Mut braucht er, sie zu heben und nicht zu fürchten das Licht des Wahren. So könnt‘ er doch schauen, und schreiten über Wiesen, erklimmen Gipfel, reinen Wind atmen, sich entled’gen des schmerzend‘ Gewohnheitsstaubes in seiner Lunge. Abenteuer!

Und doch – welch Abenteuer ist der Tod! Ist er dir eigen, so kann er zu einem werden. Alles unbehäglich‘ Wollen– zunicht‘! Welt- und Menschenwerte tausendfach gebrochen und zerflossen im Freudenfeuer des Sterbens! Da erstreckte sich der Seelenäther in Höhen und umfasste Sternenvölker! Doch endet der Atem des Nächsten, so wird’s zur Probe. Gäbe man alles in die Krallen der Verzweiflung, schon ehe es erahnt, gespalten läge man ohnmächtig – fast selbst im Grabe. Doch lächelst du mit reinem Geiste auf Todesäckern, so kann ein lebendig Mensch weiterlaufen. Mich dünkt’s, selbst das Spüren des Gestorbnen unter barem Fuße – es belebt, nur muss man’s annehmen! Keine Traurigkeit liegt darin, alles ist aus selben Stoffe! Edle Männer, holde Frauen werden zu Erde, aus welcher erst der starke Baum erwächst! Auch im süßen Apfel liegen vergang’ne Wesen, neues Leben nährend. Aus Asche hebt sich Feuer, sowie aus Ruhe die Regung. Dies sei der Sinn, des Sterbens! Wenn mein Nächster stürbe, warum dann mitentflieh‘n?

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